Bei der Selektion geht es darum, die besten Tiere als Basis für die nächste Generation auszuwählen. Welche Eigenschaften „gute“ Tiere auszeichnen, wird von den Zuchtorganisationen (wie dem DHV –Deutscher Holstein Verband) festgelegt. Neben den wirtschaftlich bedeutenden Leistungsmerkmalen, wie der Milchmenge und den Inhaltsstoffen, stehen seit Jahrzehnten bereits Gesundheitsmerkmale im Fokus. Hierzu zählt neben der Langlebigkeit einer Kuh auch ihre Eutergesundheit.
Derzeit werden – im Auftrag der Zuchtorganisation – und zwar von einer unabhängigen Institution – dem vit – Zuchtwerte für folgende Merkmale geschätzt:
- Milchleistung (Milchmenge, Fett, Eiweiß)
- Nutzungsdauer
- Exterieur (19 lineare Merkmale, 4 Noten)
- Eutergesundheit (somatischer Zellgehalt)
- Fruchtbarkeit (weibliche und männliche Fruchtbarkeit)
- Kalbeeigenschaften (maternaler und direkter Kalbeverlauf)
- Melkbarkeit
- Temperament
Das bedeutet, dass es für jedes Zuchttier (Kühe und Bullen) Zahlenwerte gibt, die dank einer Standardisierung untereinander vergleichbar und interpretierbar sind. So gilt der Wert 100 als aktueller Durchschnitt, Werte über hundert beschreiben gute Eigenschaften und bei Werten unter hundert bleibt dieses Tier hinter dem Durchschnitt zurück.
Die geschätzten Einzelwerte werden zu Merkmalskomplexen zusammengefasst, den Relativzuchtwerten, und am Ende resultiert ein Gesamtzuchtwert.
Durch die überregionale und einheitliche Erfassung von Gesundheitsdaten sollen diese Zuchtwerte nun um neue Gesundheitszuchtwerte ergänzt werden.
In einigen Zuchtgebieten (RA & RBB), die mit ihrem Testherdenprogramm als Vorreiter gelten, werden Bullen heute bereits mit entsprechenden Werten beworben.
Um gute, das heißt sichere Zuchtwerte zu schätzen, müssen viele Daten ausgewertet werden. Neben einer einheitlichen Erfassung und einer guten Datenqualität, ist folglich auch der Datenumfang – die Datenquantität – bedeutend.
Die Managementsoftware von heute ermöglicht viele Analysen, doch hier agiert jeder für sich – betriebsspezifisch. Solche Auswertungen sind sinnvoll, um zu prüfen, welche Probleme im eigenen Betrieb vorherrschen. So findet man leicht heraus, welche Bullen „genetisch“ gegensteuern und die eigene Herde verbessern können. Doch erst der regionale Vergleich wird offenbaren, wo sich die eigene Herde befindet. Und letztlich kann nur ein überregionaler Vergleich die gesamte Kuhpopulation vollständig beschreiben. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass gute Kühe aus dem Nordosten im Südwesten genauso erfolgreich sind.
Mit Hilfe der Gesundheitszuchtwerte ist eine langfristige und nachhaltige Verbesserung der Tiergesundheit in allen Milchviehbetrieben möglich.
RZ Fit und RZ Robot
RZFit: Relativzuchtwert Fitness
Komplex Fruchtbarkeit (RZR) | 20% |
Kalbemerkmale maternal (RZKm) | 20% |
Komplex Nutzungsdauer (RZN) | 15% |
Fundament | 15% |
Euter | 10% |
Komplex Eutergesundheit (RZS) | 10% |
Komplex Milchleistung (RZM) | 10% |
RZRobot: Relativzuchtwert Robotereignung
Melkbarkeit (RZD) (muss sein ≥ 94) | 20% |
Zellzahl (RZS) | 15% |
Fundament | 15% |
Strichplatzierung hinten (muss sein ≤ 106) | 20% |
Strichlänge (muss sein ≥ 94) | 20% |
Euter | 10% |
Beispielzuchtwerte, Bulle „Optimus“
Hier wird gerade noch Beispielmaterial erstellt. Es wird Zuchtwerte und entsprechende Diagramme zu einem fiktiven Bullen geben. Wir haben uns für einen fiktiven Bullen entschieden, um nicht mit einer realen Wahl den Anschein zu erwecken, dass wir Werbung machen würden oder mit alten Werten arbeiten zu müssen. Dies ist eine vorläufige Version, die sich in den nächsten Tagen wahrscheinlich noch ändern wird.