Beispielfälle der Schlüsselwahl

In manchen Fällen ist die Wahl des korrekten Schlüssels nicht ganz einfach. Nachfolgend sind einige solcher Fälle und die Faktoren der korrekten Zuordnung erwähnt.

Inkorrekt erfasste Daten werden in manchen, aber nicht allen Fällen vom Rechenzentrum herausgefiltert und als Liste an den Betrieb gegeben, damit sie korrigiert werden können.

Atemnot bei Neugeborenen (Asphyxia neonatorum)

Diagnosen, die Sie erheben und die im System mit dem Zentralen Tiergesundheitsschlüssel erfasst werden, können mit zusätzlichen Informationen verknüpft sein, die für die Erfassung wichtig sind.

Bei der Diagnose von Asphyxia neonatorum), ist mit dem Code des zentralen Tiergesundheitsschlüssels 01.06.07.01 auch der Zeitraum verknüpft, in dem es diagnostiziert und behandelt wird: vom Tag der Geburt bis zum 7. Lebenstag. Dies ist in der Definition der Erkrankung festgeschrieben.

„Unter Atemschwäche des neugeborenen Kalbes (…) ist das verzögerte Einsetzen der Atmung unmittelbar nach der Geburt (…) sowie die erst einige Zeit danach, aber innerhalb der ersten Lebensstunde auftretende Beeinträchtigung der Atemtätigkeit (…) zu verstehen.“ Ursachen hierfür können ein Sauerstoffmangel durch Schwergeburt oder ein zu früh geborenes Kalb, dessen Lunge noch nicht voll entwickelt ist, sein. Die Unterversorgung mit Sauerstoff verursacht Schädigungen an Lunge, Darm und Muskulatur. Häufig sind diese Kälber sehr schwach und zeigen geringe Tränkeaufnahmen. Folglich sind diese Kälber Anfälliger für Krankheiten.

nach: Dirksen, Gerrit/ Gründer, Hans-Dieter/ Ströber, Matthaeus (2006): „Innere Medizin und Chirurgie des Rindes“, 5. Auflage, Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.KG, Seite 295

Werden über diesen Zeitraum von sieben Tagen hinaus Symptome von Atemnot beobachtet, ist dies auf eine Infektion der vorgeschädigten Lunge zurückzuführen.

Diagramm mit korrekt und später falsch eingetragen Asphyxia Diagnosen

Auswertungsdiagramm von Asphyxia-Diagnosen (eigene Darstellung)

Betriebe sollten daher nach dem siebten Tag den Schlüssel 1.06.07.06 – Erkrankung von Bronchien und Lunge nutzen.

Missbildung oder Missgeburt

Aus dem Zeitraum um den Kalbezeitraumes und dessen spezifischen Diagnosen stammt der ZTGS 2.03.01.04 – Geburt eines Kalbes mit Missbildung. Eine Missbildung ist eine Fehlbildung von Körperanhängen oder auch von Organen. Häufiger beobachtet beim Rind sind z.B. zusätzliche Gliedmaßenanlagen im Wiederristbereich oder mehrere Zehenanlagen an einem Bein.

Je nach Ausprägung der Missbildung kann diese das Kalb in der Entwicklung gar nicht oder sehr stark einschränken. Allen gemeinsam ist jedoch: Die Kälber kommen lebend zur Welt und sind auch lebensfähig.

Das Unterscheidet sich zu dem ZTGS 2.03.01.03 – Missgeburt. Hierunter fallen Fehlbildungen, die nicht mit dem Leben vereinbar sind: Offene Bauchhöhlen bis hin zur Bursthöhle (s.g. Schistosoma reflexum) oder eine offene Schädeldecke. Die Kälber kommen zumeist tot zur Welt oder sterben unmittelbar danach.

Missbildungen und Missgeburten können vielfältige Ursachen haben; umso wichtiger ist deren korrekte Dokumentation.

Wichtig bei der Eingabe ist, dass es sich um eine Diagnose handelt, die für die Kuh, die das Kalb geboren hat, eingetragen wird. Kälber, die totgeboren werden oder kurz nach der Geburt verenden, bekommen keine Ohrmarken. Um dennoch möglichst genau die Abstammung nachvollziehen zu können, wird die Diagnose (sowohl für Missbildungen als auch Missgeburten) für die Kuh eingetragen.

Diagnosen im Zeitraum nach der Kalbung

Die Diagnosen im Zeitraum um und nach der Kalbung sind an ein bestimmtes Erfassungsalter gebunden. Färsen werden häufig nach Kondition und/ oder Gewicht besamt, was sie zu einem ähnlichen Zeitpunkt erreichen. Davon wurde das Erfassungsalter ab 18 Monate abgeleitet.

Die betrifft Diagnosen aus den Gruppen:

  • 2.02. – Störungen der Trächtigkeit (z. B. Eihautwassersucht oder Abort)
  • 2.03. – Geburtsstörungen (z. B. Geburtshilfe, Gebärmutterdrehung, fehlerhafte Lage und Stellungen)
  • 2.04. – Störungen im Zeitraum nach der Kalbung (z.B. Geburtsverletzungen, Gebärmuttervorfall, Puerperalstörungen)
Diagramm von häufigen Diagnosen nach der Kalbung

Verlauf und Häufigkeit der Diagnosen nach der Kalbung (eigene Darstellung)

Weiterhin werden die Diagnosen eingeschränkt auf ein bestimmtes Zeitfenster für den Erfassungszeitpunkt. So können Diagnosen aus dem Gebiet des ZTGS 2.04. nur bis zum 50. Tag p.p. vergeben werden, da die Erkrankungen direkt mit dem Geburtsvorgang und der Nachgeburtlichen Rückbildungsphase des Uterus im Zusammenhang stehen.

Wie hier in Abb. 3 gezeigt treten ein verzögerter Abgang der Nachgeburt und ein verzögerter Wochenfluss sehr frühzeitig nach der Kalbung auf.

Später treten weitere Komplikationen hinzu, wie z.B. eine Endometritis. Diese gehört zur Diagnosegruppe 2.05. – Sterilität beim weiblichen Rind.

Diese Gruppe kann auch bei Färsen in Besamungsfähigen Alter eingesetzt werden (ab 12 Monate).

Diagramm mit häufigen Diagnosen nach der Kalbung

Befunde und Diagnosen im Zeitraum nach der Kalbung (eigene Darstellung)

Es besteht immer die Möglichkeit der Erfassung von Normalbefunden. Im Diagramm mit Diagnosen nach der Kalbung steht in Ordnung für eine Puerperalkontrolle der Tiere. Dies ist keine Diagnose und wird mit 9. – keine Diagnose verschlüsselt.

Sterilitätsuntersuchungen können erst nach der Nachgeburtlichen Rückbildungsphase zum Zeitpunkt der ersten Brunst (um den 15. Tag nach der Kalbung) erfolgen.

Abweichungen in den Normalbefunden der Ovarien sind z.B. Zysten. Diese werden als Diagnose 2.05.02.04. – blasige Eierstocksentartung erfasst. Anders bei einem Follikel: dies ist keine Diagnose, da es sich um einen normalen Funktionskörper des Ovars handelt. Dies kann als Befund 4.3. – Follikel gelistet werden.